Lese- und Hörempfehlungen rund um Corona

1. Lesenswerte Seiten und Sammlungen

2. Texte auf Deutsch

3. Texte auf Englisch

Virologisches, Gesundheit und Krankheit
Ökonomische Krise, staatliche Maßnahmen und Folgen für die Lohnabhängigen
Care – Geschlecht – Sexualität
Kämpfe – Streiks – Solidarität
US riots
Naturverhältnisse und Ökologie

__________________________________________________________________________

Lesenswerte Seiten und Textsammlungen

Coronasoli.ch – Genoss*innen aus der Schweiz, die über Corona berichtet und sich in solidarischen Basisinitiativen vernetzen

Corona at work – Berichte über Corona am Arbeitsplatz, Umgang der Arbeitgeber mit der Situation und mögliche Strategien zur Gegenwehr der Arbeiter*innen

labournet – Umfangreiche Textsammlungen zu aktuellen Klassenkämpfen weltweit, mit und ohne Bezug zu Corona

feverstruggle – Blog, der über Kämpfe und Organisierung von Arbeiter*innen weltweit berichtet, um diese zu verbreiten und zum Austausch unter den Kämpfenden beizutragen: „A platform that allows us to map, investigate, disseminate, discuss, put in contact and stimulate experiences of proletarian confrontation during the pandemic. Our aim is to build an exchange and a collective formulation between autonomous groups of workers from different countries.“

____________________________________________________________________________

Texte auf Deutsch

Allgemeine Analysen

Wildcat – Ein vermeidbares Massaker. Warum sind in Italien in der Corona-Krise so viele Menschen gestorben? – 25. April
In Italien starben bis zum 25. April über 24 000 Menschen an Covid-19, die Letalitätsrate lag bei 13,30 % der bestätigten Fälle. Der Artikel analysiert die Gründe für die hohen Todeszahlen, die multikausal sind, aber doch alle ihre Ursachen in der kapitalistischen Gesellschaft haben: Resistenz gegen Antibiotika, Luftverschmutzung, Weiterlaufen der Produktion, zu spätes Eingreifen, Zersiedelung der Ortschaften, Demontage des Gesundheitssystems u.s.w.

ChuangMikrobiologischer Klassenkampf in China – Februar
Ein Artikel der Zeitschrift Chuang. Die Autoren stellen Reflexionen zur Seuchenproduktion im modernen Kapitalismus an, unterziehen das chinesische Gesundheitssystem einer Kritik und stellen den Umgang der chinesischen Regierung mit dem Virus in Frage.

Virologisches, Gesundheit und Krankheit

Zeit – Jeder könnte Superspreader sein – 29. Mai
Neueste Erkenntnisse über die Verbreitung der Corona-Viren: Der Virus wird nicht gleichmäßig verbreitet, viele Menschen stecken niemanden an. Entscheidend für die Ausbreitung sind sogenannte Superspreader-Events, bei denen eine Person viele andere ansteckt: Konzerte, Hochzeiten, Fußballspiele … Zudem ist das Ansteckungsrisiko in geschlossenen Räume gegenüber draußen um das 19fache höher.

Süddeutsche – Die Brennpunkte der Pandemie – 22. April
Über die Ausbreitung des Virus in Alten- und Pflegeheimen: „Während viele Orte Deutschlands bisher von schweren Corona-Ausbrüchen verschont geblieben sind, wütet das Virus in Alten- und Pflegeheimen besonders heftig. Diese Einrichtungen sind bundesweit die wahren Brennpunkte der Pandemie, denn die Alten und oftmals Kranken haben dem Virus wenig entgegenzusetzen.“

Krankenhaus statt Fabrik – Neue Broschüre: Das Fallpauschalensystem und die Ökonomisierung der Krankenhäuser – April
Sehr informative Broschüre in neuer Auflage über das deutsche Krankhaussystem. Warum wurden Pflegestellen reduziert? Wieso bringen Geburtsstationen Minus, Hüft-OPs ein Plus? Woher kommt der wirtschaftliche Druck, was wären bedarfsgerechte Alternativen?

Nadja Rakowitz – Die Strategie der Klinikchefs – 11. April
In Deutschland gibt es relativ viele Intensivbetten. Das ist ein ungewollter Effekt des Wettbewerbs, in den Krankenhäuser geschickt wurden. Der Fachkräftemangel ist eine weitere Folge.

Paul R. Vogt – Covid-19 – Eine Zwischenbilanz – 07. April
In seinem Gastkommentar fasst der Arzt Paul Robert Vogt die Erkenntnisse über Covid-19 zusammen. Was wissen wir, was wissen wir nicht? Was wurde von politischer Seite insbesondere zu Beginn der Pandemie versäumt. Nach den vielen Nachrichten der letzten Wochen eine lesenswerte Zusammenfassung, wenn auch hin und wieder etwas redundant.

Radiopodcast – „Krankheitsangst und wie damit umgehen“ – 13. März
Als wir diese Folge zu Krankheitsängsten in ihrer ursprünglichen Fassung geschrieben haben, war Corona noch kein Begriff. Gewiss wirft die aktuelle Situation ein besonderes Licht auf dieses Thema und ist auch in die jetzige Version eingewandert. Doch davon unabhängig werden uns Krankheitsängste in der verschiedensten Form begleiten, auch wenn die Corona-Krise längst abgeklungen sein wird. Sie gehören zum psychischen Erleben wie Krankheiten zum körperlichen. Was es mit ihnen auf sich hat und warum sie für manche Menschen, ob mit oder ohne Corona-Pandemie, über das ganze Leben eine Quarantäne verhängen, davon handelt diese Folge.

Kalle Kunkel – Der Kern der deutschen Krankenhausmisere – 13. März
Kalle Kunkel von der Initiative „Krankenhaus statt Fabrik“ erklärt, wie die deutsche Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte zu einer Überlastung von Krankenhäusern in der aktuellen Situation beigetragen hat.

Interview mit Rob Wallace – Coronavirus: »Die Agrarindustrie würde Millionen Tote riskieren.« – 11. März
Ein Gespräch mit dem Evolutionsbiologen Rob Wallace (Autor des Buches „Big Farms Make Big Flu“) über die Gefahren von Covid-19, die Verantwortung der Agrarindustrie und nachhaltige Lösungen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten

Corona und Arbeit

Jacobinmag – Fleischindustrie: „Sie werden wie Wegwerfmaschinen behandelt – 3. Juni
Interview mit Peter Kossen über die unerträglichen Zustände in der Fleischindustrie

Welt – So breitet sich das Virus in Großraumbüros aus – 28. April
Bericht über eine Studie aus Südkorea zur Ausbreitung des Coronavirus in Großraumbüros eines Callcenters mit 811 Mitarbeitern. Am 8. März wurde ein Mitarbeiter positiv getestet, am nächsten Tag waren 94 KollegInnen auf der gleichen Etage und einige weitere im Haus infiziert.

Stefan Dietl (Jungle World) – Knochenarbeit unter Krisenbedingungen – 23. April
80 000 Erntehelfer sind trotz Grenzschließung im März und April nach Deutschland eingeflogen worden. Sie leben oft in Sammelunterkünften, der Gesundheitsschutz auf den Feldern lässt zu wünschen übrig. Die Arbeitsbedingungen von Wanderarbeiter*innen waren aber auch schon vor Corona katastrophal. Die deutsche Gesetzgebung hat in den letzten Jahren alles getan, damit Unternehmen Arbeitmigranten bestmöglich ausbeuten können.

Stefan Dietl (Jungle World) – Arbeiten in der Pandemie – 16. April
Wie schafft es die deutsche Wirtschaft unbeschadet durch die Pandemie? Klar, Erhöhung der Ausbeutungsrate fürs Kapital. Sehr informativer Artikel über Kurzarbeitergeld, die Aushebelung des Arbeitszeitgesetzes und Arbeitsschutz in Deutschland.

Ökonomische Krise, staatliche Maßnahmen und deren Folgen für die Lohnabhängigen

Marllow Kordi – Corona und Flüchtlingslager – Interview – 20. Arpil
Interview mit einem Aktivist und Bewohner der ZaST in Halberstadt (Sachsen-Anhalt). Es geht um mangelnde Schutzvorkehrungen für die BewohnerInnen der Unterkunft und die völlig unangemessene Reaktion der Behörden, nachdem die ersten Coronafälle auftraten. Statt die noch nicht infizierten BewohnerInnen in sichere Wohnungen zu bringen und die positiv getesteten gut zu versorgen, wurden alle ohne weitere Informationen in Quarantäne von der Außenwelt abgeschirmt.

Thomas Sablowski – Der Klassencharakter der deutschen Politik in der Coronakrise – April 2020
Sablowski geht den staatlichen Hilfspaketen nach und wem diese zu Gute kommen. Empirisch aufschlussreich, wenn er sich auch am Ende linksreformistischen Illusionen hingibt.

Radio Nordpol – Interview zur viralen Krise des Sozialen mit Christian Frings – 27. März
Die Börsen sind im Gefolge der Corona Krise auf Talfahrt gegangen. Noch sind die sozialen Folgen der durch Corona ausgelösten Wirtschaftskrise kaum absehbar. Die Corona Krise wirft grundlegende Fragen nach dem Sinn und Unsinn der kapitalistischen Wirtschaftsordnung auf. Zugleich liegt die Frage auf dem Tableau, wer für die sozialen Kosten der Krise aufkommen wird und wie sich die Krise auf die verschiedenen Klassenpositionen in der Gesellschaft auswirken.

Klaus Klamm – Seuche, Schulden, Solidarität. Über die Pandemie und die Krise – 25. März
Klaus Klamm erklärt, warum die Corona-Pandemie eine Krise des Kapitals zur Folge haben könnte, die verheerende soziale Auswirkungen für uns hätte. Wir sollten uns darauf vorbereiten.

Care – Geschlecht – Sexualität

TUM – Häusliche Gewalt während der Corona-Pandemie – 02. Juni
Ergebnisse zur ersten repräsentativen Umfrage über häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder während Corona

Sarah Speck – Die unsichtbare Grundlage des Kapitalismus wird sichtbar – 20. Mai
Interview mit Sarah Speck über Verschiebungen in der Sorgearbeit und im Geschlechterverhältnis in Zeiten des Lockdowns

Ryan Plocher (Zeit) – Gönnen wir ihnen doch eine Gymnasialempfehlung – 3. April
Der Artikel beleuchtet das Thema Schulöffnung und Prüfungen vor dem Hintergrund von Klassenunterschieden und plädiert für eine Aussetzung des Leistungszwanges. Niemand würde Schaden nehmen, wenn die SchülerInnen ihren Abschluss jetzt ohne Prüfungen bekommen.

AG Feministischer Streik Wien– Arbeitsteilung und Pandemie (Radiosendung) – 29. März
Die Sendung wirft einen Blick auf gesellschaftliche Arbeitsteilung in Zeiten der Corona-Krise aus feministischer Perspektive. Anhand von Schlagwörtern wie „Systemrelevanz“, „Home-Office“ und „Risikogruppe“ geht es in dem Beitrag um Formen von Arbeit, die genauso relevant wie unterbezahlt und abgewertet sind. Es geht außerdem um notwendige soziale Tätigkeiten, die nun zurück ins vermeintlich Private und damit meist in die Hände von Frauen* verlegt werden und um häusliche Gewalt in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen. Mit Interviews zur Situation von Alleinerziehenden, Pflege-Arbeiterinnen* und Arbeiterinnen* in der 24h-Betreuung werden proletarische Perspektiven auf die Corona-Pandemie vorgestellt.

Interview mit Marco Kammholz – Grundbedürfnis Sexualität – Nähe in Zeiten von Corona – 24. März
Über Sexualität und Nähe in der Corona-Krise

Fabian Kretschmer – Probleme mit Quarantäne in China – 9. März
Während der Quarantäne kommt es vermehrt zu häuslicher Gewalt, vor allem von Männern gegen Frauen. Nachbarschaftshilfe heißt auch, Gewalt nicht zu ignorieren.

Kämpfe – Streiks – Solidarität

Analyse und Kritik – Der Streik bei Spargel Ritter – 21. Mai
Zusammenfassung der Ereignisse beim Streik von migrantischen Erntehelfer*innen bei Spargel Ritter. Die Streikenden wehrten sich gegen schlechtes Essen und forderten ausstehende Löhne.

FAU Bonn – Arbeitskampf bei Spargel Ritter in Bornheim – Mai
Weitere Infos zum Kampf bei Spargel Ritter, eine Chronologie und das Video zur Pressekonferenz von der FAU Bonn

Shannon Jones – Streiks und Proteste gegen Rückkehr an die Arbeit nehmen weltweit zu – 11. Mai
Während Regierungen weltweit versuchen, eine vorschnelle Rückkehr an die Arbeit zu erzwingen, wehren sich die Arbeiter weiterhin mit Streiks und Protesten dagegen, dass sie für die Profite der Konzerne ihr Leben aufs Spiel setzen sollen. Übersicht über Kämpfe gegen Lockerungen und für Gesundheitsschutz von ArbeiterInnen in den USA, Mexiko, Großbritannien, Indien, Kenia und weiteren.

Hubert Maulhofer – Coronakrise: Die Gewerkschaftsführung hat versagt – 20. April
In vielen Ländern hat die Coronakrise wilde Streiks entfacht – nicht so in Deutschland. Warum eigentlich nicht? Ein Grund ist, dass laut DGB Arbeiter*innen und Kapital in Krisenzeiten zusammenstehen müssen: „’DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann und Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer erklären: Die Sozialpartner stellen gemeinsame Verantwortung in der Coronakrise über Differenzen.‘ Man wolle, so die Pressemitteilung vom 13. März, Konflikte ‚hinten anstellen'“. Heißt in Realität: kein Streik dafür aber länger arbeiten.

Marco Kammholz – Das Unbehagen in der Pandemie – 16. April
Lesenswerte Auseinandersetzung über den derzeitig omnipräsenten Aufruf zur Solidarität. Dahinter verbergen sich nicht selten autoritäre Vorstellungen davon, wie in der Pandemie gehandelt werden soll. Politisierte und radikale Solidarität steht hingegen auf „der Seite der Subjekte und ihrer Leidenschaften, heftet ihre Solidarität sowohl daran, den Alltag zu organisieren, als auch an die Kämpfe der Prekarisierten und Proletarisierten“.

CrimethInc. – Mietstreik? Eine strategische Begutachtung von Mietstreiks – historisch und aktuell – 30. März
Nach ein paar Wochen Lockdown und Krise sind viele Menschen pleite oder kurz davor und können ihre Miete nicht bezahlen. Anstatt aber vereinzelt in die Wohnungslosigkeit zu verschwinden, tun sich aktuell MieterInnen kollektiv zusammen und organisieren Mietstreiks. CrimehInc. haben dazu einen wichtigen Artikel veröffentlicht. Sie zeigen die lange Geschichte dieser Kampfform der ArbeiterInnenklasse auf und werten die historischen Erfahrungen für die Gegenwart aus. Was gilt es zu beachten, um damit Erfolg zu haben? Was ist die richtige Situation? Wo lauern Gefahren? Wie kann ein Mietstreik unterstützt werden?

Nina Scholz – „Den Lohn jetzt zu erhöhen ist zynisch.“ – 23. März
Interview mit einem Amazon-Betriebsrat über den Umgang der Konzernleitung und den Arbeitsbedingungen unter Corona. Amazon ignoriert die Gesundheitsrisiken weitestgehend, um den Betrieb am Laufen zu halten. Dafür hat es den Lohn um 2 Euro erhöht – in einer Gesundheitskrise ambivalent, weil nun der Anreiz, arbeiten zu gehen, steigt.

Camilo Molina und Teresa Petrik – Freiwillige Quarantäne: Solidarität in Zeiten von Corona – 13. März
Der Corona-Virus zeigt die Unfähigkeit einer kapitalistischen Gesellschaft, lebensgefährliche Krisenphänomene frühzeitig und effektiv einzudämmen. Welche progressiven Antworten können wir geben, bei der Solidarität im Vordergrund steht?

re:volt mag – Arbeiten in Zeiten des Coronavirus – 13. März
Der Text analysiert die Streikbewegung in Italien. Die italienische Regierung verordnet dem ganzen Land Quarantäne und schränkt die Bewegungsfreiheit der Menschen massiv ein. Die industrielle Produktion soll jedoch weiterlaufen, ohne nötige Maßnahmen zum Gesundheitsschutz der Arbeiter*innen. Die beginnen sich nun zu wehren.

Naturverhältnisse und Ökologie

Sonia Shah – Von Mensch zu Tier – 21. März
Der Artikel beschreibt die Ursachen dafür, warum heute mehr gefährliche Viren von Tiere auf Menschen übertragen werden. Grund sind vor allem die steigende Urbanisierung und Abholzen von Wäldern sowie die Art der kapitalistischen Fleischproduktion. Die Autoren vollziehen anhand unterschiedlicher Krankheitserreger (Sars, Ebola, Coli, auch Zecken) nach, warum diese für den Menschen immer gefährlicher und die Ansteckung immer leichter wurde.

___________________________________________________________________________

Texte auf Englisch

Virologisches, Gesundheit und Krankheit

Mike Davis – Reopening the economy will send us to hell – 22. April
Eine zu frühe Öffnung der Wirtschaft hätte schlimme Folgen für die Lohnabhängigen in den USA. Die Folgen hätte die USA durch eine bessere Vorbereitung auf eine solche Pandemie verhindern können.

NYT – Coronavirus Worker Risk – 15. März
In welchen Sektoren sind ArbeiterInnen besonders hohem Infektionsrisiko ausgesetzt.

Ökonomische Krise und ihre Folgen

Francesco Fiondella – Covid-19 disrupts food systems; global hunger crisis looms – 22. Apil
Die Pandemie könnte aufgrund der Grenzschließungen und der Unterbrechung von Lieferketten große Preiserhöhungen und Hungerkrisen im globalen Süden zur Folge haben.

Adam Hanieh – When oil markets go viral – 08. April
In diesem Text geht es um den aktuellen Fall des Ölpreises im Zuge des Handelskrieges zwischen Saudi-Arabien und Russland auf der einen Seite und aufgrund der abrupt gesunkenen Nachfrage im Zuge von Corona auf der anderen. Dies wird einerseits Folgen für die politische Stabilität einiger besonders vom Öl abhängiger Staaten haben, andererseits werden eine Reihe von (US-)Ölunternehmen pleite gehen und kapitalintensive Produktionsanlagen entwerten. Ein Sturm auf dem Finanzmarkt könnte sich anschließen.

Aaron Benanav – Crisis and recovery – 03. April
Der Text beleuchtet die Auswirkungen der Coronakrise in den USA auf die ArbeiterInnen. Die Coronakrise trifft (nicht nur) in der USA bereits auf eine bereits länger andauernde Phase der Stagnation, die für viele Lohnabhängige schon bisher Elend und Verarmung bedeutete. In den letzten drei Wochen haben sich 10 Mio. Amerikaner arbeitslos gemeldet. Damit verlieren viele Einkommen und Krankenversicherung. Mit einer schnellen Erholung ist nicht zu rechnen.

Internationalist Perspective – The virus and the money tree – 31. März
Lesenswerte Analyse, die zu Beginn verschiedene Aspekte der Coronakrise aufgreift. Im Fokus steht die ökonomische Krise, die durch die weltweite Pandemie zu folgen droht und auf die der Kapitalismus selbst keine Antwort hat. Im zweiten Teil geht der Text auf Auswirkungen der Krise und mögliche Maßnahmen ein. Er unterstreicht, dass die staatlichen Eingriffe in erster Linie der Aufrechterhaltung der Akkumulation dienen und damit für die Lohnabhängigen verheerend werden. Die Hoffnung, das System könne durch die staatlichen Interventionen sozial gerechter werden, ist fehl am Platz.

Jerome Roos – The coming debt deluge – 22. März
Roos konstatiert, dass die Corona-Pandemie das Schuldenproblem der Weltwirtschaft weiter zuspitzen könnte. Es ist jedoch nicht dessen Ursache: Über das letzte Jahrzehnt haben sich sowohl die privaten als auch die staatlichen Schulden massiv ausgeweitet und stehen derzeit bei 253 Billionen Dollar, 322 % des weltweiten BIP. Ein Grund dafür ist, dass Staaten mit riesigen Finanzpaketen Unternehmen und Banken vor dem Aus gerettet haben und die Zentralbanken die Märkte mit billigem Geld überschwemmt haben, um die wirtschaftliche Aktivität aufrecht zu erhalten. Auch in der aktuellen Coronakrise haben Staaten wieder milliardenschwere Pakete geschnürt und die Zentralbanken für Liquidität gesorgt. Möglicherweise ein Mittel, dass nicht mehr ewig gut gehen kann.

Phillip Legrain – The coronavirus is killing globalization as we know it – 13. März
Führt die Krise zur Durchsetzung einer neuen nationalistisch-protektionistischen Strategie?

Dawn Foster – Austerity is the patient zero of Coronavirus – 12. März
Viele ArbeiterInnen können es sich nicht leisten, einfach zuhause zu bleiben, ihre Jobs sind nicht ins Home office verlegbar und zudem prekär. Sie müssen sich entscheiden zwischen Einkommen oder Gesundheit:

Kämpfe – Streiks – Solidarität

Angry Workers – The covid-19-regime and the working class. Potentials for unification versus new divisions – 30. April
Es wird von den kommenden Kämpfen in der Krise abhängen, ob Lohnabhängige Trennungen untereinander überwinden können oder ob Spaltungen sich vertiefen. Die Angry Workers werfen einen Blick auf diese Spaltungen und fragen nach Möglichkeiten ihrer Überwindung.

Angry Workers – Global Struggle against the covid-regime. Early April – 15. April
Zusammenfassung von Streiks und Riots von Lohnabhängigen aller Orten seit Beginn der Corona-Pandemie

Left Voice – The Anti-Quarantine Protesters Are Serving the Interests of Capital – 12. April
In mehreren US-Bundesstaaten kam es die vergangenen Wochen zu Anti-Lockdown-Protesten. Der Artikel analysiert deren Akteure und Motive.

Kim Moody – How „Just-in-Time“ capitalism spread covid-19 – 09. April
Moody macht einen Zusammenhang auf zwischen der globalen Vernetzung der Produktion und der schnellen Verbreitung von Covid-19. In den Regionen, die über globale Lieferketten eng miteinander verbunden sind, breitete sich das Virus besonders schnell aus. Im zweiten Teil geht es um die Versuche des Kapital, die Produktion am Laufen zu halten und die Reaktion von ArbeiterInnen. Es folgt eine lesenswerte Zusammenfassung der bisherigen Kämpfe in den USA.

Commune Mag – It’s time to build the brigades – 27. März
Einblick in die solidarische Nachbarschaftshilfe in Mailand in Zeiten von Corona.

US riots

Joshua Clover – 66 days – 2. Mai
Clover über die aktuellen Kämpfe in den USA und deren Zusammenhang zur sozialen und politischen Krise im Land

Washington Post – Racial Inequalities in Minneapolis among the worst in the nation – 30. Mai
Artikel über die soziale Ungleichheit zwischen Weißen und Schwarzen in Minneapolis, welche eine der höchsten in den USA ist.

Wildcat – »Der Angriff auf Einen ist ein Angriff auf Alle« – 29. Mai
Interview mit einem kämpferischen Busfahrer aus Minneapolis über die Riots und die Weigerung der BusfahrerInnen, Verhaftete zu fahren

Care – Geschlecht – Sexualität

Bloomberg – Women are bearing the brunt of the covid-19 economic pain – 08. Mai
Der ökonomische Einbruch in Folge des Lockdown trifft Frauen härter als Männer, da im Vergleich zu vorherigen Krisen der Dienstleistungsbereich stärker betroffen ist. Die Folge: die Arbeitslosigkeit von Frauen ist stärker gestiegen, als die der Männer – 15,7% gegenüber 13,3%. Zudem sind hispanics und schwarze Frauen härter getroffen als weiße Frauen: 19,8%/15,8% bzw. 14,6%. Zudem wächst die Arbeitsbelastung von Frauen im privaten, wenn Restaurants, Schulen und Kitas schließen

Dorothy E. Palmer – Coronavirus comments expose underbelly of ageism, ableism – 13. März
Die Pandemie befördert Sozialdarwinismus, Zynismus gegenüber alten Menschen und Behindertenfeindlichkeit. Dieses Statement einer betroffenen Frau forder Solidarität ein.

Abigal H. Neely/Patricia J. Lopez – Care in time of covid-19 – 10. März Eine feministische Perspektive auf die aktulle Krise, Sorgearbeit und Gesundheitssysteme

Naturverhältnisse und Ökologie

Guardian: Tip of the Iceberg: Is our destruction of nature responsible for Covid-19? – 18. März
Lesenswerte Analyse, wie in den letzten Jahrzehnten die Übertragung mit gefährlichen Viren zwischen Tieren und Menschen zugenommen hat und warum. „Humans, says Gillespie, are creating the conditions for the spread of diseases by reducing the natural barriers between host animals – in which the virus is naturally circulating – and themselves.“

Lee Humber – What makes a disease go viral? – März
Der Artikel analysiert den Zusammenhang von neuen Krankheitserregern und industrieller Landwirtschaft. Insbesondere geht er auf die Geflügelproduktion ein und wie die Massentierhaltung optimale Bedingungen für die Fortpflanzung und Mutation für Viren bietet. Die Vermeidung neuer Epidemien wäre nicht durch die Produktion neuer Impfstoffe sondern allein durch eine radikale Veränderung der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion möglich.